Alltag im Kloster

Geistliche Erfahrungen …

Alltag im Kloster

Eine große Überraschung kann man erleben, wenn man entdeckt, dass der Weg eines „weiten Herzens“ nirgends anders, als durch den Alltag läuft, durch die einfachsten und alltäglichsten Tätigkeiten und Ereignisse. Vielleicht finden wir deswegen in der Regel unseres Vaters Benedikt so wenig über Mystik, und so viel über die Praxis.

Es ist für uns oft unglaublich und unfassbar, dass Gott sich in den einfachsten Dingen verbirgt. Darum erfahren wir immer wieder Zweifel und keine Befriedigung, wenn wir zum „Brot des Alltags“ zurückkehren. Doch genau darum geht es – wie P. Ziolo schreibt – wir müssen zu den Dingen zurückkehren, die in unseren Augen banal sind.

Wir tauchen immer wieder in Banalitäten hinein, in die Seichtigkeit unseres Lebens, aber es wird uns bewusst, dass gerade DAS Leben bedeutet –mein Leben; und dass es außer dem „Hier und Jetzt“ sonst nichts gibt.

Ein Mönch hat mir einmal gesagt: Es gibt nur dass, was da ist. Der Rest – das sind meine Projektionen und Träume.

Wir sehnen uns nach Gott. Wir suchen Gott. Unser Problem liegt aber darin, dass wir Ihn suchen, indem wir uns aus dem Kreislauf des Alltags heraus zu begeben versuchen.
Wir denken: das ist zu einfach, sogar zu naiv, dass der Allmächtige sich in der Mühsal und Langeweile des Tages befindet.

Wir wollen Gott suchen, außerhalb der Welt, in dem, was übernatürlich ist. Wir mühen uns ab, bis zur Atemlosigkeit, um die Stufen der „Vollkommenheit“ zu erreichen, und uns selbst mit einem Heiligenschein zu krönen.
Solches Hinaufsteigen auf der Leiter der Heiligkeit verursacht (aufgrund der Last unserer geistlichen Ansprüche), dass die Sprossen zusammenbrechen‚ ja, in der Tat treten wir auf der gleichen Stelle, mit einem Gefühl, dass wir uns hinaufraffen. Wir kommen dann zur letzten Sprosse, zu dem ersehnten Zustand der mystischen Kontemplation und … auch diese bricht zusammen… und mit ihr die ganze Leiter.

So bleiben wir allein auf den Trümmern unserer Vollkommenheit sitzen. Enttäuscht, verbittert und zerschlagen. Und … darum geht es!
Wenn wir auf den zertrümmerten Sprossen unseres Egoismus, des Stolzes und der Habsucht (auch der geistlichen) sitzen, sollen wir nicht Pläne schmieden, über das Aussehen unseres geistlichen Lebens, in der Auslage der Gemeinschaft (natürlich als ein Unikat), sondern: wir haben die Möglichkeit, Geschirr zu waschen, Tee in die Tassen einzuschenken, Wecker zu reparieren und Socken zu stopfen.

Das, was mir am besten in der evangelischen Szene über Zachäus gefällt, sind die Worte Jesu: „Zachäus, komm sofort herab“. (Lk 19,5)
Komm sofort auf die Erde. Gerade hier triffst du mich. Auf dieser Erde, zwischen diesen Menschen, die dich oft stören. Ich bin hier, Zachäus, nicht auf dem Baum…


Mir wurde eine Geschichte über einen Fisch erzählt, der sich unter einer Brücke versteckt hat, und dem Gespräch der Menschen zum Thema „wunderbare Eigenschaften des Wassers“ lauschte. Der Fisch beschloss, diese geheimnissvolle Substanz – Wasser – zu finden. Nach jahrelangem Suchen kehrte er in seine Gemeinschaft zurück. Sofort kamen viele Fragen: „HAST DU DIESES WASSER GEFUNDEN? WO IST ES?“

Der Fisch antwortete: „Ja, ich habe es gefunden. Aber ich sage nicht, wo. Ihr werdet mir sowieso nicht glauben.“

Ein Schlüsselwort für mich ist hier, „ihr werdet mir nicht glauben“. Es ist wirklich so, es ist schwer zu glauben, dass der, den wir suchen, so nahe ist, näher als wir es fähig sind, zu begreifen.

Ein anonymer Kartäusermönch schrieb, dass Christuskontemplation die Teilnahme am Leben Christi bedeutet.
Wenn wir „in IHM leben, uns bewegen, und sind“ (vgl. Apg. 17,28) haben wir tiefste Teilnahme in Christus, wir LEBEN einfach in dem, was hier und jetzt ist, und nehmen teil an dem, worin wir uns bewegen, wo wir leben, wo wir sind.

Der Alltag ist Kontemplation.